Post an Freunde im Mai 2010


25.05.2010

Hallo liebe Freunde und Thailandfans,

Diese schrecklichen Bilder von Thailand sind um die Welt gegangen. Die Hauptstadt brennt und wütende Soldaten schießen auf alles, was sich bewegt. Die Situation eskalierte als am 10. April die ersten Schießereien begannen und viele Menschen den Tod fanden. Die hier lebenden Expats wissen hier gehen die politischen Uhren vollkommen anders als im deutschsprachigen Raum. Das Land besitzt zwar eine Verfassung aber einen funktionierenden demokratischen Staat gibt es nicht. Hier sind die Machtverhältnisse völlig anders, die Strippenzieher sitzen im Hintergrund besitzen eine Menge Geld und einen großen Einfluss.

Was als außerparlamentarische Demonstration der Rothemden begann endete in ein Fiasko. Als die Regierung einen Kompromiss anbot, Parlamentsauflösung und vorgezogenen Wahlen schien es das dieser Konflikt friedlich enden könnten. Leider lehnten die Rothemden Führung diesen vorgeschlagenen Kompromiss ab und somit war klar, es gibt kein friedliches Ende. Die Rothemden Führung wurden vorangetriebenen von Thaksin dem Ehemaligen PM, der wegen Korruption verurteilte wurde. Er besitzt noch einen großen Einfluss und mit seiner Finanzierung eskalierte die Situation. Die Polizeiführung, Thaksin Anhänger weigerten sich die Demonstration zu beenden. Das rief eine andere starke Macht auf den Plan, das Militär. Das Militär spielt in diesem Land eine eigene Rolle und ist sehr mächtig.

Vergessen wir nicht, in Thailand gibt es im Süden einen Bürgerkrieg. Hier versuchen radikal muslimische Truppen den Landesteil abzuspalten oder einen eigenen muslimischen Staat zu gründen. Die Situation ist schwierig und eine Lösung ist nicht in Sicht.

So ist der General Seh Daeng mit seinen Truppen zu den Rothemden übergelaufen und so gab es am 10.04. einen Kampf Militär gegen Militär mit vielen Toten und Verletzten. Das motivierte die Rothemden und sie erbeuteten Waffen und Panzer vom Militär. Jetzt war klar, eine friedliche Lösung ist in weite Ferne gerückt. Die Handlung von Seh Daeng blieb nicht ungestraft und am 13. Mai traf ihn eine Kugel eines Schafschützen in den Kopf. Der General führte zu diesem Zeitpunkt ein Interview mit Journalisten. An den Folgen dieses Attentats verstarb der General wenige Tage später. Aus welchen Reihen der Todesschütze kommt, gibt es einige Spekulationen. Waren es Thaksins Leute, denn der General schien aus dem Ruder zu laufen und stellte eigene Machtansprüche. Auch gilt seine militärische Truppe als sehr radikal. Oder wurde er auf Befehl der Regierung eliminiert, um jeden General zu zeigen, was passiert, wenn mit den Rothemden sympathisiert wird.

Inzwischen hatten auch radikale Rothemden ein Krankenhaus besetzt, angeblich wurden Polizisten im Krankenhaus gesichtet. Das schob jetzt das Militär in das Blickfeld. Generäle, die verhandeln wollten, verschwanden von der Bildfläche und es erschienen die Hardliner mit dem Sicherheitsdienst. Nach einem Ultimatum die Demo Meile zu räumen stürmten am 19. Mai das Militär das Gebiet. Daraufhin haben militärische Gruppierungen der Rothemden Barrikaden errichtet, unzählige Stapel mit Reifen angezündet und zahlreiche Gebäude in Brand gesetzt.

Von den sieben Rothemden Führung befanden sich noch drei auf der Demo Meile. Vier hatten vorher die Meile verlassen, anscheinend waren, dass die Führungskräfte die für den Kompromissvorschlag des PM gewesen waren. Aus dieser auswegslosen Situation entschied sich ein Teil der Rothemden sich um 13.00 Uhr der Polizei zu stellen. Mit dieser Entscheidung waren militante Rothemden nicht einverstanden und mit Wut wurden ein Fernsehsender, Banken und Einkaufszentren angezündet bzw. geplündert. Scharfschützen der Rothemden eröffneten das Feuer auf Menschen die Zuflucht in einem Tempel suchten. Auch hier gab es zahlreiche Tote und Verletzte.

Am Abend gab es weitere Ausschreitungen in den größeren Städten im Isaan und in Chiang Mai, dem Geburtsort von Thaksin. Hier haben militante Rothemden Banken, Einkaufszentren und öffentliche Gebäude in Brand gesetzt und zerstört. Das hat zur Folge das in vielen Provinzen eine Ausgangssperre verhängt wurde.

In meiner Provinz Kamphaeng Phet habe ich nichts vom Unmut der Menschen gespürt. Ich hatte in der Vergangenheit zahlreiche Gespräche mit Menschen vor Ort und mit dem Gouverneur geführt. Der Gouverneur erklärte mir, in militärischer Haltung, dass es Tradition ist, sich nicht in die politischen Angelegenheiten der Regierung einzumischen. Er werde auch keine Polizei und kein Militär nach Bangkok schicken. Und das ist ein weiteres Machtpotenzial in Thailand, die Provinzfürsten. Sie möchten auf keinen Fall politische Reformen, denn die Gefahr besteht für sie, dass sie Macht abgeben müssen. Das werden sie auf jeden Fall verhindern.

Ob es jetzt zu einer Versöhnung kommt, ist schwer abzuschätzen, zu tief sitzen die Wunden. Beide Seiten müssten eingestehen, dass sie Fehler begangen haben und das wird schon schwierig, denn ein Thai macht keinen Fehler.

Soweit für heute

Viele Grüsse aus Thailand

Volkmar